- Jacoby
- Jacoby[-bi],1) Felix, klassischer Philologe, * Magdeburg 19. 3. 1876, ✝ Berlin (West) 10. 11. 1959; war 1907-35 Professor in Kiel, emigrierte nach Großbritannien und arbeitete 1939-56 in Oxford weiter an der Herausgabe der Fragmente der griechischen Historiker, die seine bedeutendste Leistung darstellt.Werke: Das Marmor Parium (1904); Atthis, the local chronicles of ancient Athens (1949); Abhandlung zur griechischen Geschichtsschreibung (1956); Griechischer Historiker (1956); Kleine philologische Schriften (herausgegeben 1961).Herausgeber: Apollodors Chronik (1902); Die Fragmente der griechischen Historiker, 3 Bände in 15 Teilen (1923-58; teilweise Nachdruck 1954-69).2) Georg, Filmregisseur und Drehbuchautor, * Mainz 23. 7. 1882, ✝ München 21. 2. 1964; Ȋ mit Marika Rökk, die in vielen seiner Filme mitwirkte; inszenierte zur Zeit des Ersten Weltkriegs Propagandafilme, später vorwiegend Operetten- und Gesangsfilme.Filme: Pension Schöller (1930, Neuverfilmungen 1952, 1960); Die Czardasfürstin (1934, Neuverfilmung 1951); Der Bettelstudent (1936); Gasparone (1937); Kora Terry (1940); Frauen sind doch bessere Diplomaten (1941, erster deutscher langer Farbspielfilm).3) Günther, Philosoph, * Königsberg (heute Kaliningrad) 21. 4. 1881, ✝ Greifswald 4. 1. 1969; war 1915-18 Professor in Istanbul, 1919-28 und seit 1945 in Greifswald. In Gegenbewegung zum Neukantianismus wurde Jacoby neben N. Hartmann zum Begründer einer neuen, beschreibenden Ontologie (»Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit«, 3 Teile, 1925-55), die in ihren Raum- und Zeitanalysen die Ergebnisse der Relativitätstheorie A. Einsteins verarbeitete. Als Logiker trennt er streng zwischen klassischer Logik im Sinne des Aristoteles und der mathematischen Logik.G. Hennemann: Allg. Ontologie der Wirklichkeit. Zu G. J.s gleichbetiteltem Werk, in: Ztschr. für philosoph. Forschungen, Jg. 12 (1958);B. von Freytag-Löringhoff: G. J., in: ebd., Jg. 15 (1961).4) Johann, Politiker, * Königsberg (heute Kaliningrad) 1. 5. 1801, ✝ ebenda 6. 3. 1877; stammte aus jüdischer Familie, zunächst praktischer Arzt, nahm seit 1833 mit Flugschriften zu politischen Fragen (Judenemanzipation) Stellung. Mit der Schrift »Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen« forderte er 1841 die Einlösung des preußischen Verfassungs-Versprechens von 1815, daraufhin zunächst wegen Hochverrats verurteilt, dann freigesprochen. In der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, im Rumpfparlament 1849 sowie im preußischen Abgeordnetenhaus (seit 1863; Deutsche Fortschrittspartei) zählte er jeweils zur äußersten Linken seiner politischen Gruppierung. 1864 wurde Jacoby im preußischen Verfassungskonflikt wegen Aufrufs zur Steuerverweigerung zu einer Haftstrafe verurteilt. In der Folge stellte er sich gegen die deutsche Einigung unter preußischer Hegemonie und wandte sich 1870/71 gegen die Annexion Elsass-Lothringens. 1872 schloss er sich der Sozialdemokratie an. Sein Reichstagsmandat trat er 1874 aus Protest gegen die preußische Politik nicht an.E. Silberner: J. J. (1976).
Universal-Lexikon. 2012.